"Viele Branchen sind (noch) kreatives Brachland"

Gabriel Peisker, Creative Director von erdmannpeisker, im Kurzinterview über Möglichkeiten und Chancen der KMU Kommunikation in Zeiten der Digitalisierung.

1. Welche Kanäle der „KMU Kommunikation“ funktionieren besonders gut und weshalb?
Peisker.:
 "Laut einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz ist der Top-Kanal heute immer noch das persönliche Gespräch und die Beziehungspflege, was für KMU mit direktem Kundenkontakt auch gut nachvollziehbar ist. Hier eröffnen die digitalen Medien und Social Media völlig neue Wege der Kontaktnahme und Kundenpflege. Gleich danach folgt das Internet. Der digitale Kunde ist heute im Netz, sucht, informiert und tauscht sich aus. Dies bietet grosse Chancen. Da sehen wir aber auch einen grossen Nachholbedarf für KMU. An dritter Stelle werden Anzeigen und Messen genannt. Gerade die Messen sind sicher branchenspezifisch zu sehen. Aus eigener Erfahrung können wir aber bestätigen, dass viele traditionelle Kanäle auch heute noch wichtig und richtig sind. Wir müssen in der Überführung von traditionellen Formen der Kommunikation sorgfältig vorgehen."

2. Wie können kleine und mittlere Unternehmen und Marken in der Kommunikation agieren, um die Aufmerksamkeit des Kunden zu gewinnen?
Peisker:
 "Ausgangspunkt ist auch heute noch eine eigenständige und relevante Botschaft, die aufmerksamkeitsstark inszeniert wird. Wenn wir diesen Kern haben, kann ein KMU mit einer guten Kreation enorm herausstechen, denn wir sehen viele Branchen, die heute noch kreatives Brachland sind. Zudem ist sicher das transmediale Storytelling ein wichtiges Stichwort: Integriert im Vorgehen und mediengerecht in der Aufarbeitung der Themen. Und eine veränderte Haltung: viele KMU sind in ihrer Zusammenarbeit sehr serviceorientiert, in der Kommunikation z.B. im Internet aber noch sehr abwartend und selbstbezogen."

3. Gibt es Vorteile der KMU Kommunikation im Gegensatz zu grossen „Marken-Playern"?
Peisker:
"Die grössten Vorteile sehen wir vor allem auf der Kundenseite: die Entscheidungswege sind kurz und man redet meistens direkt mit den Entscheidungsträger. Dies kann zu sehr schellen Reaktionszeiten führen. Wir haben z.B. für Bimbosan einen Tag nach der Geburt der Federer-Zwillinge (es war Sonntag!) eine sehr erfolgreiche und aufmerksamkeitsstarke 2 für 1 Aktion durchgeführt. Da sind wir auch gleich beim zweiten Punkt: die Entscheidungen werden nicht firmenpolitisch gefällt. Mit guten Argumenten und Ideen kann man die Entscheidungsträger von einer aufmerksamkeitsstarken und risikoreicheren Massnahme überzeugen, was durch die Instanzen eines Konzerns sehr schwierig wird."